Tuesday, April 5, 2011

Eine Reisebegegnung

Achtung: Enthält eventuell relevante Informationen zum Abenteuer "Turney zu Adhelstan".



Mit den unbequemen Mahlzeiten auf dem Karren hatte ich mich nach ein paar Tagen halbwegs abgefunden. Ich saß mal wieder neben Elwedritsch auf dem Karren, es war nachmittag und regnete zur Abwechslung mal, die Straße war matschig und wir kamen noch langsamer als sonst voran, als wir auf einmal Kampfeslärm hörten. Der Fian Ganymed und die eine Elfe, Ithilwen, von der ich nicht recht wusste, was sie eigentlich war – sie schien sich vorzüglich aufs Jagen, Spurenlesen und solcherlei Dinge zu verstehen – preschten vor, die Ordenskriegerin Terra folgte ihnen mit Herewald, der eigentlich seinen Arm schonen sollte, und mit Reina, der KanThai, die dicht von Farand gefolgt war. Wir fuhren noch bis zur Ecke und brachten uns dann hinter dem Karren in Sicherheit, wobei sich Guineth und Niphredil, beides Heilerinnen, uns anschlossen. Marcello indes stürmte ebenfalls vor ins Kampfgetümmel.

Ganymed und Ithilwen hatten, soweit ich das erkennen konnte, ein paar der Angreifer unter Beschuss – Orks. Soviel erkannte ich, obgleich ich noch nie zuvor einen gesehen hatte. Sie waren schon extrem hässlich und ich konnte sie bis hinter den Karren riechen - das verdarb selbst mir den Appetit. Etwa ein Dutzend von ihnen hatten offenbar bis vor ein paar Sekunden einen einzelnen Mann attackiert, der schon recht mitgenommen aussah – kein Wunder. Jetzt kam etwa die Hälfte in unsere Richtung gerannt, Ithilwen und Ganymed steckten ihre Bögen weg und zogen ihre Schwerter. Elwedritsch spannte seinen Schirm auf, und einer der Orks sank, offensichtlich von irgendwas getroffen, zu Boden. Etwas misstrauisch beäugte ich den Schirm, Elwedritsch grinste mir zu und wandte sich dann wieder dem Kampfgeschehen zu, was ich ebenfalls tat. Ich sah, wie Reina ihre merkwürdige Waffe, eine an einer Kette befestigte Sichel, in großem Bogen schwang, als sie auf die Angreifer zulief, den ersten verfehlte, dem zweiten mit einem sehr hässlichen Geräusch ein Bein abschlug und dem dritten die Sichel seitlich in die Bauchgegend grub. Auf diesen schlug sie weiter ein, während Marcello sich einen anderen vornahm und ihn mit blitzschnellen Streichen seines Rapiers auseinandernahm. Farand erging es nicht so gut: Kaum hatte er den ersten Ork ins Visier genommen, zog ihm dieser mit einer Keule eins über dem Kopf, so dass er gurgelnd zusammenbrach. Eine Schreckenssekunde lang dachte ich, er sei tot, doch dann sah ich, dass er sich noch schwach bewegte und offenbar versuchte, vom Kampf wegzukriechen. Ganymed hielt inne, als er das sah, sprang vor fing den nächsten Hieb des Orks ab, bevor er ihn einmal der Länge nach aufschlitzte. Dann nahm er Farand auf, um ihn zu uns zu tragen, setzte ihn bei uns ab und stürzte sich erneut ins Getümmel. Niphredil begann sofort damit, die Platzwunde am Kopf zu stillen. Inzwischen war auch Ithilwen bei den Orks angekommen, und ab da war es nur noch ein einziges Getümmel. Wir, also im wesentlichen Niphredil, verarztete Farand – er hatte danach einen dicken Verband um den Kopf. Die anderen schienen ohne große Probleme die restlichen Orks niederzumetzeln. Ein bisschen gruselig war es schon, ich war froh, dass ich zu den Abenteurern gehörte…

Endlich war es vorbei, und wir kamen vorsichtig näher, wobei ich darauf achtete, nicht auf Orks oder deren Blut zu treten. Widerlich! Und wie sie stanken!

Wir gelangten zu dem armen Menschen, dem wir zur Hilfe geeilt waren. Da sah ich, dass er auch spitze Ohren hatte - noch ein Elf also. Niphredil begann gleich, ihm Verbände anzulegen und murmelte anschließend einige Heilsprüche, wobei Guineth ihr zur Hand ging und ich nur hin und wieder einen Handgriff tat, wenn es nötig war. Die beiden waren ein gut eingespieltes Team, für mich gab es da nicht mehr viel zu tun.

Als der Mann wieder soweit hergestellt war, stellte er sich als Ringol vor. Er sei königlich albischer Waldläufer. Wir machten uns wieder auf den Weg nach Adhelstan, während er weiter erzählte, auf dem Karren sitzend. „Es wundert mich nicht, dass ich angegriffen wurde, aber ich bin froh, dass ihr zur Stelle wart, und möchte euch noch einmal danken, dass ihr mich gerettet habt, denn andernfalls wäre möglicherweise auch Wissen verloren gegangen, das besser erhalten bliebe. Wisst ihr, ich bin seit einigen Jahren auf der Jagd nach einem Finstermagier. Ich habe die Spur manchmal verloren, aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass er hier in der Gegend sein Unwesen treibt. Ich bin davon überzeugt, dass er diese Orks geschickt hat, um mich zu töten, weil ich ihm auf die Schliche gekommen bin. Ihr solltet euch vor ihm in Acht nehmen, er hat sicher beobachtet, was hier vorgefallen ist.“

Na großartig… Ein Finstermagier. Der uns wahrscheinlich jetzt alle umbringen will. So hatte ich mir mein erstes Abenteuer wirklich nicht vorgestellt. Andererseits, warum auch nicht? Dann hatte ich Odur wenigstens was zu erzählen, wenn ich ihn mal treffen sollte auf unseren Reisen. Nachdenklich kauend saß ich auf dem Karren und hatte doch tatsächlich einmal vergessen, dass man beim Essen nicht über wichtige Dinge nachdenken soll.

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