Saturday, April 16, 2011

Begegnung mit dem Finstermagier

Achtung: Enthält relevante Informationen zum Abenteuer "Turney zu Adhelstan".




Los ging es also in die Gaststätten in der Nähe. Und wir hatten Glück: Gleich in der ersten fanden wir eine zwielichtige Gestalt mit langem Mantel, die sich angesichts unserer Gruppe noch tiefer in seine dunkle Ecke drückte. Wie genau das Gespräch ablief, habe ich schon vergessen, jedenfalls hatten wir irgendwann herausbekommen, dass er vermutlich nicht unser Finstermagier war, dass er aber über ein wenig Entdeckungsmagie verfügte und uns zur Prinzessin führen konnte, wenn wir ihm Haare oder Fingernägel von ihr besorgten. Reina und Elwedritsch machten sich also noch einmal auf den Weg, um Haare und Fingernägel zu besorgen. Die arme Zofe wurde wohl wieder gerufen und berichtete, dass ihre Herrin Fingernägel stets sofort aus dem Fenster warf. Elwedritsch ging also in den Hof, um Fingernägel zu suchen. Das muss wirklich lustig ausgesehen haben, wie der Gnom auf dem Boden des Burghofes rumkriecht und nach Fingernägeln sucht…

Währenddessen machten wir uns fertig, überprüften also im Wesentlichen, ob wir genügend Fackeln und Seile dabei hatten, und ob alle Waffen scharf und einsatzbereit waren. Herewald wurde kurzerhand dazu verdonnert, „die Pferde zu bewachen“, damit er seinen Arm nicht wieder beanspruchte. Reina trug ihm noch auf, wenn wir bis Mitternacht nicht wieder da sein sollten, sich auf den Ausländerfriedhof zu begeben und zwei Gestalten, die dort auftauchen würden, zu sagen, dass sie heute leider verhindert sei, sie aber morgen gerne treffen würde. Worum es da wohl wieder ging? Sie schien so einige Geheimnisse zu haben…

Dann ging es los. Der dunkle Typ knotete eines der Haare an einer Silbernadel fest und zauberte etwas. Die Nadel drehte sich und wies nach einigen Sekunden in eine Richtung, der wir dann folgten. Der Typ führte uns zielsicher aus der Stadt hinaus, am Ausländerfriedhof vorbei, in den Wald. Es war schon ziemlich unheimlich, die anderen redeten auch kaum, und es wurde jetzt schnell dunkel, so dass wir Fackeln anzünden mussten. Ihr flackerndes Licht war auch nicht grade beruhigend, und der Wald hier war ungewöhnlich still, so dass ich bei jedem lauteren Geräusch zusammenzuckte.

Nach einiger Zeit, mir kam es vor wie eine Ewigkeit, aber es waren wohl ein oder zwei Stunden, erreichten wir eine Lichtung. Etwa hundert Meter vor uns erhob sich eine schwarze Ruine gegen den Nachthimmel. Unser Führer blieb stehen: „Ich denke, ab hier benötigt ihr meine Dienste nicht länger, oder?“ Reina zögerte und sah uns fragend an, einige schüttelten den Kopf. Also gab sie ihm das Geld, das sie mit ihm ausgemacht hatte, und er verschwand leise wieder im Wald. „Also, los geht’s!“, sagte Farand, der ganz erpicht darauf schien, endlich etwas unternehmen zu können.

Uns blieb nicht viel anderes übrig, daher gingen wir einfach grade auf die Ruine zu und hofften, dass draußen keine Wachen postiert waren. Und wir hatten Glück: Kein Mensch – und auch kein Ork – hatte uns bemerkt, als wir direkt vor der Ruine stehen blieben. Ganymed und Ithilwen machten sich mit je einer Fackel auf die Suche nach einem Eingang. Wenige Minuten später kam Ithilwen zurück und bedeutete uns, ihr zu folgen. Sie führte uns zu Öffnung im Boden. Dahinter war nur gähnende Schwärze. Sie leuchtete hinein: Eine Treppe führte hinunter. Terra ging vor, leise scheppernd. Wir folgten, auch leise, aber nach Möglichkeit nicht scheppernd. Am Fuße der Treppe lag eine große Höhle. Sie wirkte von hier aus leer, und so gingen wir weiter, ohne lange zu zögern. Die gezogenen Waffen der Kämpfer blinkten ab und zu im flackernden Fackelschein, von dem auch die Höhle erleuchtet war. Als Terra jedoch aus der Öffnung des Ganges trat, prallten plötzlich Waffen aufeinander, lautes Grunzen und jetzt auch Gestank drang zu mir durch, aber sehen konnte ich nichts, da waren zu viele Leute vor mir. Ithilwen stand hinter mir und schoss über mich hinweg, manchmal konnte ich zwischen zwei Gefährten einen Blick auf die herumwirbelnde Reina erhaschen. Nach ein paar Sekunden war es aber auch schon vorbei. Wir drangen weiter in die Höhle ein, so dass ich auch die vier Orks erkennen konnte, die tot am Boden lagen. Ansonsten befand sich keiner hier im Raum, aber wir hörten Fußgetrappel aus einem der übrigen drei Gänge. Marcello, Farand, Reina, Terra, Ithilwen und Ganymed bildeten einen Halbkreis um diesen. Vier Orks kamen herausgerannt, doch kaum hatten sie den Gang verlassen, wurden sie von einem solchen Klingenhagel eingedeckt, dass sie keine Chance hatten. Es folgten noch zweimal vier Orks, mit denen ebenso verfahren wurde. Farand fuchtelte die ersten paar Sekunden wirkungslos mit seinem Schwert herum und schien dabei eher die anderen zu behindern, als zu helfen. Einer der Orks hieb mit einer Streitaxt auf ihn ein und traf ihn am Kopf, so dass Farand zusammenbrach. Reina nahm sich seiner an und zog ihn ein Stück nach hinten zu Niphredil. Ganymed hob in der Zeit Farands Schwert auf, das zu Boden gefallen war. Marcello focht wie ein Weltmeister, so schnell hatte ich noch nie jemanden angreifen sehen. In ein paar Sekunden hatte er zwei Orks komplett zerstückelt.

Niphredil hatte gleich begonnen, sich um Farands Kopf zu kümmern, der stark blutete. Ich hätte mich gerne irgendwo hingesetzt, aber hier war alles so dreckig, und überhaupt stank es hier furchtbar, und die Orkleichen machten es auch nicht gemütlicher, obwohl ich zugeben musste, dass sie als Leichen schon gemütlicher waren als lebendig. Und ich hatte Hunger. So war ich eigentlich dafür, schnell weiterzugehen, aber ich sah auch ein, dass Farand erst versorgt werden musste. Noch während dies geschah, tauchten sieben weitere Orks aus dem Gang auf, mit denen aber kurzer Prozess gemacht wurde. Marcello machte sich nicht einmal mehr die Mühe, hinzulaufen.

Während Farand verbunden wurde, machten sich die anderen an die Arbeit, tote Orks vor den Gang aufzuschichten, damit dort nicht ohne weiteres noch mehr durchkommen konnten, und durchsuchten die übrigen zwei Gänge, fanden dort jedoch nicht interessantes und auch keine Orks.

Nach zehn Minuten war Farand soweit versorgt. Der Gang wurde wieder freigeräumt. Von dort ging nach rechts eine Tür ab, die angelehnt war, nach links gab es eine geschlossene Tür, und geradeaus ging es wieder in eine größere Höhle. Terra stieß die angelehnte Tür auf; dahinter war nur eine weitere Höhle, die wohl als Schlafraum für Orks diente, jetzt aber leer war. Offenbar gab es nur die, denen wir eben begegnet waren. Die linke Tür war abgeschlossen, so dass wir zunächst weiter geradeaus gingen. Kaum betrat der erste den Raum, oder vielmehr die erste, nämlich Terra, stieg in der Mitte plötzlich Rauch auf, der schnell feste Konturen annahm. Was ein hässliches Vieh! Mit Hörnern! Es ging auch gleich auf uns los. Aber Terra, anstatt nach vorne zu preschen und die Hiebe einzustecken, während alle anderen auf das Vieh eindroschen, fing erstmal an zu zaubern. Dabei konnte doch sogar ich als absolut Unwissende erkennen, dass sie mit Abstand die beste Rüstung hatte! Stattdessen griff also Reina als erstes an. Ithilwen griff ebenfalls an, hatte jedoch jetzt statt ihres Schwertes ein Lasso in der Hand. Reina griff diesmal auch nicht mit ihrer Lieblingswaffe, der Sichel an der Kette, an – wie hieß es noch gleich, Kusari-Dingens, ich weiß es nicht mehr genau – sondern mit einem Schwert. Ihr erster Hieb saß perfekt, sie riss ein tiefes Loch in den Bauch des Dämons, falls Dämonen so was haben. Ithilwen warf das Lasso gut gezielt genau über den Kopf des Dämons und zog es da zu, so dass er jetzt ziemlich stranguliert wurde. Dennoch führte er noch einen Angriff mit seiner Hellebarde aus, mit dem er Reina traf und ihr, einfach mal so eben, ein Bein abtrennte. Die stürzte natürlich und fluchte in einer mir gänzlich fremden Sprache. So langsam war mir das alles ein bisschen viel Blut hier, auch wenn das meiste bis jetzt Orkblut gewesen war.

Der Dämon überlebte keine zehn Sekunden mehr, das Lasso gab ihm wohl den Rest. Jetzt, wo es ein bisschen still war, hörten wir von nebenan Murmeln, das verdächtig nach Beschwörung klang. Niphredil hatte sich schon wieder ihrer nächsten Patientin zugewandt und war wohl mit einer Allheilung beschäftigt. Ganymed titschte unruhig in der Höhle herum, beschleunigt, so wie mir das aussah. Ithilwen schien auch nervös und ungeduldig, sie blickte immer wieder zu dem Raum, aus dem die Stimme kam. Wir waren vielleicht zwei Minuten in dem Raum, da hörten wir wieder Schritte, aber diesmal nur von einer Person. Ins Fackellicht trat noch ein Ork, ein besonders großes und besonders hässliches Exemplar. Ganymed stürzte sich auf ihn, und ehe jemand anderes reagieren konnte, war der Ork Hackfleisch. Allerdings bekam Ganymed auch ordentlich was ab.

„Ich würde die ungern die Beschwörung da fertig machen lassen“, merkte Ithilwen mit einem Blick auf die Tür an. „Ich auch nicht“, stimmte Ganymed ihr zu, der sich selbst heilte, „aber im Moment lässt sich da wohl nicht viel machen.“ Terra hatte sich in eine Ecke des Raumes gesetzt, hatte die Augen zu und sah fast aus, als würde sie schlafen. „Was macht die da?“, flüsterte ich Elwedritsch zu. Der zuckte mit den Schultern. „Cliona, was macht die da?“ „Meditieren.“ Hmm. Da zog ich Essen vor, und das hatte, soweit ich wusste, den gleichen Effekt. Apropos Essen… Mein Magen machte sich zusehends bemerkbar.

„Ja, ich hatte auch nicht vor, alleine mit den Magiern da rein zu spazieren. Trotzdem würde ich da gerne bald reingehen.“ „Wir gehen, sobald ich wieder heile bin, würde ich sagen.“ Ithilwen wirkte zwar immer noch nicht glücklich, aber schien Ganymed Recht zu geben.

Die nächsten zehn Minuten war es entnervend still, nur das monotone Murmeln von der anderen Seite der Tür und gelegentliches Murmeln von Niphredil unterbrachen die Stille. Endlich war es so weit. Wir sammelten uns vor der Tür, nachdem wir Terra aus ihrem Halbschlaf geweckt hatten. Sie stieß die Tür auf. Dort standen ein Mann und die Prinzessin Gwyn einander gegenüber an einem Oktagon und murmelten die Beschwörung. Der Mann sah sofort auf, als wir die Tür öffneten. Das Mädchen rezitierte weiter die Beschwörungsformel. „Dunkelheit!“ Die Stimme des Mannes dröhnte durch den Raum. Ich fluchte leise. Es war völlige Schwärze um uns herum. Ganymed neben mir bewegte sich, in die Richtung, wo wir vorher den Magier gesehen hatten. Ich zögerte einen Moment, dann zog ich mein Kurzschwert und folgte ihm. Zaubern konnte man bei der Dunkelheit ohnehin nichts Sinnvolles. Terra schien da anderer Meinung zu sein, jedenfalls sprach sie irgendwelche Formeln, von denen ich aber ziemlich sicher war, dass sie nicht fertig waren, als sie aufhörte, zu reden, und stattdessen kurz aufschrie. Als ich glaubte, ungefähr dort angekommen zu sein, wo der Magier zuvor gestanden hatte, lauschte ich angestrengt, und stach mit meinem Schwert nach einem leisen Rascheln. Mehrmals versuchte ich, ihn zu treffen, aber es war hoffnungslos, es war wahrscheinlicher, dass ich einen von uns traf. Ganymed stöhnte in meiner Nähe auf, dann schrie er, dann ein dumpfer Aufprall. Dann hörte ich nur noch, wie etwas über den Boden schleifte, vermutlich wollte er zurück ins Licht robben. Hinter uns hörte ich Guineth verzweifelt immer wieder den gleichen Spruch vor sich hinmurmeln; Ich kannte ihn nicht, vermutete aber, dass sie versuchte, es hell zu machen. Ein weiterer Schrei ertönte, und etwas rauschte durch die Luft, es klang nach Marcellos Stimme. Von der anderen Seite des Raumes hörte plötzlich die Stimme der Prinzessin auf, und für einen Schreckensmoment dachte ich, die Beschwörung sei fertig, doch dann ertönte ein dumpfer Aufschlag aus ihrer Richtung. Irgendjemand war wohl zu ihr gegangen um sie zu unterbrechen. Und richtig: Eine Sekunde später hörte ich Ithilwen aus dieser Richtung aufschreien. Ich strengte meine Augen an, um vielleicht doch irgendwas im Dunkel erkennen zu können, aber da war nur völlige Schwärze. Irgendwas musste ich doch tun können! Mir kam eine Idee, vielleicht die einzige Möglichkeit, es wieder hell zu machen, wenn Guineth es so nicht schaffte. Guineths Stimme hatte kurz aufgehört, vermutlich hatte sie ihre Kraft für den Moment verbraucht. Ich tappte vorsichtig, aber so schnell ich es wagte, in Richtung von Ithilwens Schreien. Guineths Murmeln setzte wieder ein; ganz schön hartnäckig, das Mädel. Ich erreichte die Stelle, wo Ithilwens Schreie am lautesten waren, bückte mich und tastete nach der Prinzessin, bekam etwas Weiches zu fassen, einen Arm vielleicht, um das ein Seil lag. Leomie sei Dank, Ithilwen hatte es geschafft, ihr das Lasso überzuwerfen und sie so zu fesseln! Ich packte sie und rückte sie ein wenig zurecht, um ihr das Kurzschwert irgendwo in die Gegend zu halten, wo ich ihren Hals vermutete. Ithilwen schien ganze Arbeit geleistet zu haben; Gwyn wehrte sich nicht. „Hey, Finstermagier!“, rief ich beherzt in die Dunkelheit. Marcellos Schreie brachen abrupt ab, ich hörte, wie er auf den Boden fiel. „Lass sie los.“ Eine tiefe, gefährlich angespannte Stimme. „Erstmal machst du es wieder hell, würde ich vorschlagen. Ich mag es nämlich nicht, wenn es so dunkel ist.“ „Warum sollte ich? Ihr tut ihr doch eh nichts!“ „Da wäre ich mir nicht so sicher…“ Ich bewegte mein Schwert, bis ich einen leichten Widerstand spürte. Die Prinzessin wimmerte leise. „Ihr…“ Er schien sprachlos vor Wut. „Wie sieht es aus? Kriegen wir ein bisschen Licht? Ich habe nämlich auch Hunger, und im Dunklen isst es sich so schlecht. Mal ganz davon abgesehen, dass es hier furchtbar stinkt.“ Es wurde hell. Der Magier blickte mich aus hasserfüllten Augen an. Innerlich doch schon ziemlich am zittern, kontrollierte ich, ob mein Schwert sich auch wirklich an der richtigen Stelle befand. „So, das ist doch schonmal ein guter Anfang. Und jetzt rate ich euch gut, euch von der finsteren Magie abzuwenden, denn sonst wird es um euch herum immer dunkel sein!“ Der Finstermagier lachte heiser, aber seine Augen waren immer noch kalt und voller Hass. Das hatte wohl nicht geklappt. Immer diese Leute, die keine guten Ratschläge annehmen wollten… „Nagut, dann können wir ja jetzt wenigstens schön gesittet rausgehen, Ihr lasst euch fesseln und wir bringen euch zum Vater dieser entzückenden Lady hier. Was haltet ihr davon?“ Ganymed erschien in der Tür, er sah wieder halbwegs fit aus. Ithilwen stand gerade wieder vom Boden auf, auf dem sie zuvor zuckend gelegen hatte. „Vergiss es“, knurrte Ganymed. „Der kommt hier lebend nicht raus, sonst verschwindet er wieder.“ Er hatte seinen Bogen gespannt, und Ithilwen neben mir tat es ihm jetzt gleich. „Sobald ihr schießt, mache ich es wieder dunkel, also würde ich euch stark davon abraten.“ „Sobald es wieder dunkel wird, kann es sein, dass mir mein Schwert abrutscht!“ Er wandte sich von Ganymed wieder zu mir, und in dem Augenblick schoss Ganymed. Ithilwen tat es ihm nach, er wurde von beiden Pfeilen getroffen, und dann war er auf einmal weg. Ziemlich fassungslos starrten wir alle auf die Stelle, an der er verschwunden war. Dort lagen nur noch ein paar Gegenstände. Ithilwen trat zu mir und verschnürte Gwyn noch etwas fachgerechter. Die protestierte jetzt, wurde aber erst einmal ignoriert. Ich machte mich auf die Suche nach etwas zu essen, von irgendwas mussten die beiden hier ja auch leben. Ich konnte jedoch auch in den verbliebenen Räumen nichts finden. Schlecht gelaunt kehrte ich zu den anderen zurück. Ich wollte hier raus, ein gutes Essen, und dann schlafen. Erst mussten jedoch ein paar Leute wieder zusammengeflickt werden – Terra hatte ein paar üble Verbrennungen abbekommen, woher auch immer. Endlich konnten wir dann hoch, aber anstatt oben erstmal was zu essen, mussten wir natürlich sofort zurück in die Stadt. Ich trottete also schlecht gelaunt hinterdrein, und das Gezeter der Prinzessin von wegen Whitestead – das war wohl der Name ihres geliebten Finstermagiers – werde sie schon wieder holen und wir würden das alle bereuen und ihr Vater wäre ihr egal machte es auch nicht besser. Die Versuche der anderen, ihr zu erklären, dass ihrem Whitestead ja nicht so viel an ihr liegen könne, wenn er sie zurückließ, fruchteten überhaupt nicht. Sie schien ein sehr störrisches Wesen zu haben.

Auf dem Ausländerfriedhof trafen wir Herewald, der Reina berichtete, er habe zwei Leute getroffen, die aber eher nicht so der Gesellschaft entsprachen, in der wir uns normalerweise aufhielten. Ich war zu hungrig und müde, um noch neugierig zu sein, wer das war. Zu allem Überfluss waren die anderen dann auch noch der Meinung, dass wir die Prinzessin jetzt sofort abliefern müssten. Also auf zur Burg, Terra, die Gwyn bis jetzt über die Schulter geworfen hatte, trug sie jetzt auf dem Arm, und die Fesseln hatten wir ihr abgenommen. Als die Burgwachen sahen, dass wir die Prinzessin mitgebracht hatten, ließen sie uns sofort rein und ließen den Syre wecken. Der kam, ziemlich verschlafen und im Nachthemd, aus seinen Gemächern. Das erste, was Gwyn tat, als sie ihn sah, war, sich loszureißen und ihn anzurempeln. „Na, na, geht man so mit seinem Vater um?“, rügte Reina sie. Ich fand die ganze Situation einfach viel zu absurd: Wir hatten hier eine angehende Finstermagierin, die wir aber schonen wollten, weil es noch die Hoffnung gab, sie auf den „richtigen Weg“ zurückzubringen, und um ihren Vater nicht in Schuldgefühle und Entsetzen zu stürzen. Wir hatten alle unser Leben riskiert, um sie da rauszukriegen. Und als allererstes, sobald es Gelegenheit hat, benimmt sich dieses verzogene Gör mal glatt total daneben, und Reina hat nichts Besseres zu tun, als sie freundlich darauf hinzuweisen, dass man so nicht mit seinen Eltern umgeht! Ich hätte Gwyn in dem Moment zugegebenermaßen ganz gerne eine Bratpfanne über den Kopf gezogen, hatte sie mich doch um mindestens zwei Mahlzeiten gebracht. Aber das ging wohl hier nicht, in Gegenwart ihres Vaters, und zudem hatte ich keine Bratpfanne zur Hand.

Man einigte sich, dass sie für den Rest der Nacht in einem anderen Zimmer gut bewacht untergebracht würde und morgen früh, so bald wie möglich, in den Tempel umquartiert werden sollte. Dort sollte dann ein Euthasius, den die anderen wohl von früher kannten, sie abholen. Er kannte sich angeblich mit derlei Dingen aus, und man hoffte im Allgemeinen, dass er sie wieder zur Vernunft bringen könne. Herewald, ihr eigentlich-zukünftiger-Ehemann, da Terra ja für ihn das Turnier gewonnen hatte, wollte auf jeden Fall bei ihr Wache halten. Die Heiler-Fraktion war anscheinend zu müde, um ihn darauf hinzuweisen, dass er immer noch seinen Arm schonen musste, und so hielt er mit einigen anderen Wache vor ihrem Zimmer.

Wir kehrten zurück zu unserem Zelt, und ich fiel nun doch völlig erschöpft auf meine Schlafstatt, ohne etwas zu essen. Was ein Tag!

Friday, April 15, 2011

Das Turnier - Finale

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Das gleiche Vorgehen wie am vorigen Tag war Tagesordnung. Erst Terras erster Kampf brachte das durcheinander. Dieser war… Naja, wie soll ich sagen… dramatisch vielleicht. Bei ihrem Gegner handelte es sich um einen sehr arroganten Haudrauf, der ihr vorher groß ankündigte, er werde sie fertig machen, sie solle lieber gleich aufgeben. Zu Beginn sah es auch echt nicht gut aus, beim ersten Anreiten traf er Terra am Bein, und bei der Wucht wäre sie sicher heruntergefallen, wäre sie nicht festgeklebt gewesen. Beim zweiten Anreiten war sie geistesgegenwärtiger und griff zuerst an, traf ihn jedoch nicht, und sie rauschten ohne Schlagabtausch aneinander vorbei. Noch einmal wendeten sie die Pferde. Terra setzte sich gerade auf, die Sonne blitzte hell auf ihrer Rüstung, als sie wieder anritt, sie legte ihre Lanze an, konzentrierte sich ganz auf diesen einen Angriff, und mit einem ekelhaften Knirschen drang ihre Lanze in den Helm ihres Gegners, der zerplatzte. Einen Augenblick herrschte vollkommene Stille, auch Terra, die ihr Pferd wieder gewendet hatte, starrte entsetzt und ungläubig auf das Ergebnis ihres letzten Angriffs. Lautes Getöse brach los, Frauen kreischten, einige vielen in Ohnmacht. Offenbar völlig durcheinander kam Terra zu uns geritten, als das Gefolge des Ritters zu ihm trat, um ihn auf eine Bahre zu legen und davonzutragen.

Ich war ziemlich erschüttert, ärgerte mich aber auch über die großen Leute: Was dachten sie sich denn auch, mit Pferden aufeinander zuzupreschen und dabei aufeinander einzustechen? Kein Wunder, dass da schonmal jemand durchbohrt wurde! Selbst Schuld, aber echt! Ich murmelte auf dem Weg und beim Kochen zornig vor mich hin, wagte aber nicht, in Terras Anwesenheit etwas laut zu äußern, die ein wenig apathisch hinter uns her trottete. Herewald war im Gegensatz zu uns anderen einfach nur begeistert, dass Terra ins Finale gekommen war. ‚Wir als ihr Gefolge‘ müssten doch stolz auf sie sein! Ganymed nahm das gleich zum Anlass, ihn einmal mehr anzupampen, was auch auf der Reise nicht selten vorgekommen war. Im Wesentlichen ging es immer nur darum, dass keiner von uns Terras Gefolge war, sondern dass sie sich uns vielmehr angeschlossen hatte, weil sie sonst alleine unterwegs gewesen wäre. Er schien schon ein bisschen schwer von Begriff zu sein, dieser Herewald.

Als das Finale heranrückte, hatte sich Terra wieder gefasst, war aber wesentlich nachdenklicher als zuvor. Ich mochte gar nicht hinsehen, es konnte ja genausogut sein, dass Terra einmal von einer Lanze aufgespießt wurde. So bekam ich nicht viel vom Kampf mit. Nur ein dumpfer Aufprall und anschließend lautes Jubeln verrieten mir daher, dass es zuende war. Ich wagte einen kurzen Blick auf den Platz: Da saß Terra eben von ihrem Pferd ab, um ihrem Gegner vom Boden aufzuhelfen, der sich schnell trollte. Wir alle drängelten uns rasch zu Terra durch, um sie zu beglückwünschen, allen voran natürlich Herewald, der sie mit Dank und Lob überschüttete. Eine Fanfare wurde geblasen – man, war die laut! – und der Syre bat Terra und Herewald zu sich, während er seiner Tochter bedeutete aufzustehen. Die hatte ein merkwürdig ausdrucksloses Gesicht, dafür dass es hier um ihre Hochzeit ging, wenn ihr mich fragt.

Während der Syre noch Terras Geschick und Tapferkeit lobte, hörte ich, wie etwas in der Nähe einschlug. Ein rascher Blick umher ließ mich auch erkennen, wo: Auf das eben noch so ausdruckslose Gesicht der Prinzessin war auf einmal ein überraschter Ausdruck getreten, auf ihrer Stirn war ein dicker schwarzer Punkt zu sehen, aus dem jetzt langsam eine rote Flüssigkeit quoll. Auf den Bänken um den Platz brach Panik aus, alle versuchten, so schnell wie möglich wegzukommen. Niphredil drängte sich zur Prinzessin durch, wurde erst von Wachen aufgehalten, dann jedoch nach einem Wink von Terra durchgelassen. Ithilwen, Reina und Ganymed spurteten schon in die Richtung, aus der der Bolzen gekommen war. Reina kehrte recht bald erfolglos zurück. In der Zwischenzeit hatten wir uns um die Prinzessin gescharrt, um ein wenig zu verdecken, dass Niphredil ihr den Bolzen aus der Stirn zog, und sie hatte festgestellt, dass sowohl der Bolzen als auch die Prinzessin eine Aura hatten, was Cliona zum Anlass genommen hatte, zu überprüfen, ob die Prinzessin verzaubert war. Dem war wohl so – ein Priester wurde herbeordert, um den Zauber zu bannen, was es auch immer sein mochte. Elwedritsch besah sich den Bolzen genauer und stellte fest, dass er mit Zielsuche versehen war. Außerdem bemerkte er noch, dass eine schwarze Flüssigkeit am Bolzen klebte, die Reina nach eingehender Untersuchung als irgendein Gift deklarierte, welches genau konnte sie nicht sagen.

In der Zeit kehrten auch Ithilwen und Ganymed zurück. „Da hinten liegt ein zerbrochenes Fläschchen mit irgendeiner Flüssigkeit drin. Zumindest war sie mal drin…“, bemerkte Ganymed. „Zufällig schwarz?“, fragte Reina. Ithilwen nickte. „Es gibt zwar Spuren, aber die sind schon viel zu zertrampelt, um sie weiter als einen Meter verfolgen zu können.“

Der Priester, der dann auch bald kam, machte sich ans Werk, und nach 10min begannen sich die Konturen der Prinzessin langsam zu verändern. Zuerst nahm die Haut einen ungesunden Grünstich an, dann verformte sich ihr Körper, wuchs ein wenig in die Breite, vor allem die Schultern wurden kräftiger, ihre Gesichtszüge wurden gröber, bis wir zu guter Letzt – Na, was wohl? - einen Ork vor uns liegen hatten. Wir waren alle recht verblüfft, der Syre hingegen war entsetzt. Terra überredete ihn, den Ork erstmal beseitigen zu lassen, wir würden uns darum kümmern, dass die Prinzessin wieder auftauchte. Also begleiteten wir alle den Syre auf die Burg, wo wir uns das Zimmer der Prinzessin vornahmen.

Dort standen das Bett, ein Schreibtisch, ein Schrank, und ein Regal mit einer ganzen Menge Büchern. Guineth untersuchte das Regal und die Bücher, blätterte ein wenig durch und stieß plötzlich einen überraschten Laut aus. „Schau mal, Niphredil!“ Niphredil, die sich ebenfalls ein paar Bücher angesehen hatte, blickte ihr über die Schulter: „Hm. Nicht gerade Lektüre für eine sechszehnjährige Prinzessin.“ Auch Reina war inzwischen fündig geworden. „Schau mal einer an.“ Sie hielt in der einen Hand ein großes Pergament mit einem Hexagon darauf, dass sie unter einem doppelten Boden im Schrank gefunden hatte, in der anderen Hand einen kleinen Stapel Pergament, scheinbar Briefe, die sie eben aus einem doppelten Boden in einer der Schreibtischschubladen geholt hatte. Niphredil stellte das Buch wieder ins Regal, nahm die Briefe entgegen und las vor.



„Tja, ich würde sagen, wir haben unseren Finstermagier!“, war Marcellos Kommentar dazu. „Ja, und wir wissen auch, wie die Prinzessin abgehauen ist…“ Das war Guineth. „Und warum, wissen wir auch. Die Frage ist nur, wie finden wir sie?“ „Ist doch klar!“ Herewald, der bis jetzt nutzlos in der Ecke herumgestanden hatte, trat vor. „Wir folgen ihr auf dem gleichen Weg!“ Unterdrücktes Seufzen. „Na schön, dann stell dich mal auf das Pergament da mit dem Hexagon und rede einfach weiter, irgendwann wird das Schlüsselwort schon dabei sein.“ Der immer (noch) von Herewald genervte Ganymed. Herewald beäugte misstrauisch das Hexagon, stellte sich dann vorsichtig darauf. „So, und was soll ich jetzt sagen?“ „Irgendwas halt.“ „Wie wärs mit ‚Gwyn‘ oder ‚Geliebter‘ oder so?“, schlug Guineth vor. „Oder mit dem Namen von dem Finstermagier - weiß den eigentlich jemand?“ Ganymed schüttelte den Kopf, „Nein, den wusste Ringol auch nicht. Wir wissen jetzt nur, dass er mit W anfängt, den Briefen nach zu urteilen.“

Es war sehr amüsant, zu beobachten, wie Herewald die nächsten 10 Minuten damit verbrachte, im Brustton der Überzeugung Worte zu rufen, die ihm andere sagten. Irgendwann fiel aber keinem mehr was ein, und so begannen wir, uns andere Gedanken zu machen. „Dieses Versetzen-Hexagon hat doch eine bestimmte Reichweite, oder?“, fragte Elwedritsch. Cliona dachte kurz nach, dann meinte sie: „Ja, im Normalfall sind das 500m.“ „Nehmen wir mal an, er war in einem Gasthaus einquartiert, als sie abgehauen ist. Dann suchen wir nach einer zwielichtigen Gestalt in einem Gasthaus in 500m Umkreis – das grenzt die Suche doch schon etwas ein“, stellte Reina fest. „Allerdings wissen wir nicht, ob das ganze heute passiert ist, die Kammerzofe hat ja gesagt, die Prinzessin sei die letzten paar Tage schon sehr ruhig gewesen. Ausschließen können wir es aber auch nicht, da sie ja wohl schon immer sehr ruhig war.“ „Also ist es wahrscheinlich am besten, wenn wir einfach mal die Gasthäuser absuchen – eine bessere Spur haben wir im Moment jedenfalls nicht“, tat Marcello seine Meinung kund. Alle nickten. „Und was mach ich jetzt?“, fragte Herewald, der immer noch auf dem Hexagon stand. „Du packst das Pergament wieder dahin, wo wir es her haben. Und du“, Niphredil wandte sich an die Kammerzofe, „rührst am besten nichts an.“ Die Zofe nickte verschreckt, ich gab ihr beim Hinausgehen noch den Rat, sich erst einmal eine kräftige Brühe zu holen und dann ins Bett zu gehen, was sie auch gleich befolgte – zumindest eilte sie in Richtung Küche davon, dem Duft nach zu urteilen.

Das Turnier - zweiter Tag

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Am zweiten Tag schien Terra ihre Nervosität dann schon ein wenig abgelegt zu haben. Niphredil und Guineth brachen früh auf zum Turnierplatz und verarzteten einige Verletzte, wobei sie wieder ordentlich absahnten. Reina ging in die Stadt, um Erkundigungen über irgendwelche Leute einzuholen, die sie suchte. Bis zu Terras zweitem Kampf lief alles ungefähr wie am Tag zuvor. Da wir auch nicht wirklich wussten, wo wir nach MacDirk hätten suchen sollen und Reina eh gesagt hatte, dass er nach jedem Auftrag gleich wieder verschwand und sich ein halbes Jahr lang nicht mehr an dem Ort blicken ließe, konnten wir in der Richtung nicht wirklich etwas tun.

Terra schlug sich wieder großartig, den ersten Gegner hob sie aus dem Sattel. Dessen Brustpanzer war ordentlich eingedellt, und sein Arm schien gebrochen zu sein. Er hatte jedoch offensichtlich seinen eigenen Heiler, so dass Niphredil und Guineth diesmal nicht viel zu tun hatten. Terras zweiter und letzter Kampf lief ähnlich. Der Typ hatte es aber auch verdient, so ein arroganter Schnösel. Terra schob ihn mit einem eleganten Schwung hinten vom Pferd runter.

Damit war der Tag auch schon weitestgehend rum, nur morgen standen ihr jetzt noch ein oder vielleicht sogar zwei Kämpfe bevor, wenn sie den ersten auch gewinnen sollte. Vielleicht hatte sie doch Recht und das war gar nicht so abwegig.

Das Turnier - erster Tag

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Am nächsten Morgen gingen wir also zunächst mit Terra zum Turnierplatz, um der Auslosung ihres ersten Gegners beizuwohnen. Sie hatte noch etwas Zeit, bis sie das erste Mal dran war. Also blieben einige bei ihr, nämlich genau die, die sie später auch verzaubern sollten, und außerdem Niphredil und Guineth. Terra wollte sich die anderen Teilnehmer schon einmal etwas genauer ansehen und versuchte, sie einzuschätzen, aber scheinbar hatte sie selbst noch nicht wirklich viel Turniererfahrung. Jedenfalls schien sie froh zu sein, dass Herewald ihr seine Rüstung geliehen hatte, denn alle anderen waren wesentlich besser gerüstet, als sie durch ihre eigene Rüstung gewesen wäre. Ansonsten konnte ich nicht wirklich einen Unterschied zwischen den Teilnehmern feststellen, lauter große Leute in Blechbüchsen. Man hatte uns allerdings gesagt, dass die Favoriten erst in späteren Runden hinzukommen würden – mal sehen, ob an denen irgendwas Besonderes war.
Ich kochte Terra noch etwas, bevor es losging – am Tag zuvor hatte ich ja glücklicherweise Gelegenheit gehabt, meine Vorräte wieder aufzustocken. Aber auch das Essen schien nicht viel gegen ihre Nervosität zu helfen, dabei hatte ich ihr extra Pfannkuchen nach einem Spezialrezept meiner Mutter gemacht! So verbrachte ich nach dem Essen einige Zeit damit, darüber nachzugrübeln, was ich hätte anders machen sollen. Terra meditierte nach dem Essen schonmal. Währenddessen stromerten Ithilwen, Ganymed, Marcello, Farand und Reina durch die Stadt, um Ringol zu suchen. Sie kamen zurück, kurz bevor Terras großer Auftritt kam, hatten jedoch keine Zeit mehr, zu berichten. Terra wurde im Sattel festgeklebt, gesegnet und gestärkt, und sich selbst zauberte sie einen goldenen Panzer, so dass ihre Rüstung schön in der Sonne glänzte. Viel hübscher wurde die Blechbüchse dadurch allerdings auch nicht.
Ich sah zunächst interessiert zu, fand aber nach kurzer Zeit relativ sinnlos, was die Leute da taten – aufs Pferd setzen, Lanzen nehmen, aufeinander zureiten und dabei versuchen sich zu treffen, wieder umdrehen, und von vorne das Ganze. Da sollte man die Zeit doch besser zum Kuchen essen nutzen – es war schon längst Kaffeezeit.
Farand hingegen war ganz begeistert und mindestens so aufgeregt wie Terra, er durfte nämlich Knappe spielen. Auch ein komischer Job. Pferd halten, Lanze halten, Terra die Lanze geben. Spannend.
Terra machte sich ganz gut, soweit ich das beurteilen konnte. Es war zwar mehrmals recht knapp, aber sie besiegte alle drei Gegner an diesem Tag, wobei sie einen ziemlich spektakulär aus dem Sattel hob. Niphredil und Guineth waren eifrig damit beschäftigt, Terras Gegner zu heilen, und schienen daran gar nicht mal so schlecht zu verdienen.
Zwischendrin hatten die anderen Gelegenheit, uns von ihren Nachforschungen zu berichten:
„Ringol ist tot, die Wachen hatten ihn gestern Abend noch nicht einmal dem Syre gemeldet. Die dachten, er sei irgendein dahergelaufener Verrückter. Heute Vormittag hat ihn ein Bettler in der Straße gefunden, tot. Seine Leiche liegt noch bei der Wache, wir sollten uns ihn vielleicht noch mal angucken.“
Also zogen fast alle zwischen zwei Kämpfen noch einmal los, um der Stadtwache einen Besuch abzustatten. Niphredils Diagnose, die sie uns gab, als sie alle zurückkehrten: „Er wurde von hinten erstochen. Der Mörder scheint ihn überrascht zu haben, und er war klein. Reina sagt, sie hätte herausbekommen, dass MacDirk in der Stadt ist, ein berüchtigter Mörder, der einmal auftaucht und tötet, und danach sofort verschwindet.“ Skeptische Blicke zu Reina, alle schienen sich zu fragen, woher sie das wusste, aber keiner fragte nach. Man war es offenbar schon gewohnt, dass sie so ihre Quellen hatte.
Nachdem Terra diesen Tag so gut gemeistert hatte, war sie nicht etwa weniger aufgeregt – nein, sie wurde immer aufgeregter, und spekulierte sogar, was passieren würde, wenn sie tatsächlich gewinnen würde. Als ob das jemals passieren würde! Ich meine, klar hatte sie sich gut geschlagen, aber da musste sie ja nicht gleich größenwahnsinnig werden!

Monday, April 11, 2011

Ankunft in Adhelstan

Achtung: Kann relevante Informationen zum Abenteuer "Turney zu Adhelstan" enthalten.




Es wurde immer voller auf den Straßen, je näher wir Adhelstan kamen. Ich war echt froh, dass ich Gundel hatte: Ohne sie wäre ich sicher schon längst zertrampelt worden. Da waren Ritter, deren Gefolge, das mehr oder weniger groß war, und Händler – Unmengen von Händlern. Alles mögliche konnte man bei ihnen kaufen: Seifen, Waffen, Kräuter, Taschen, Stoffe, Nahrungsmittel, Fackeln… Es gab sicher nichts, was man hier nicht kriegen konnte. Wir schlugen unser Zelt am Rand der Stadt auf, oder genauer: Am Rande des Zeltlagers, dass sich um die Stadt gebildet hatte. Glücklicherweise gehörte das zu Marcellos Standardausrüstung. Ringol verabschiedete sich von uns, nachdem er sich noch einmal bedankt hatte; er wollte versuchen, mit dem Syre zu sprechen, in der Hoffnung, ihm die Bedrohung deutlich machen zu können, die vom Finstermagier ausging. Er zweifelte jedoch stark daran, dass er überhaupt vorgelassen würde, zumal ja die Tochter des Syres der Hauptpreis des Turniers war – da hatte er sicher jede Menge anderer Sorgen. Ich bezweifelte auch, dass er in die Burg kommen würde – er wusste ja noch nicht einmal den Namen des Finstermagiers! Vielleicht hatte er sich das eh alles nur ausgedacht… Er versprach uns jedenfalls, zurückzukommen, wenn er in der Burg fertig war.

Nachdem das Zelt aufgeschlagen war, machten wir uns alle daran, die Gegend zu durchkämmen: Ich, um meine Vorräte aufzustocken, Ithilwen und Ganymed, um ihre Pfeile wieder aufzustocken, und der Rest, um Terra zur Turnieranmeldung zu begleiten. Ich fand alles, was ich brauchte, auch wenn es zum Teil schwer war, durchzukommen, und ich mehrmals beinahe umgerannt wurde.

Wir trafen alle ungefähr gleichzeitig wieder beim Zelt ein. Terra war jetzt angemeldet und furchtbar aufgeregt. Die Auslosung der Gegner fand jedoch erst am nächsten Morgen statt, so dass sie jetzt erst einmal entspannen konnte. Ich sorgte auch gleich für etwas zu essen und einen Tee zur Beruhigung. Währenddessen verschwand Elwedritsch hinterm Zelt und winkte mir geheimnistuerisch, mitzukommen. Also folgte ich ihm, und er erklärte mir, dass sie soeben ein Geburtstagsgeschenk für Ithilwen erstanden hatten – zwei Feuerkugelpfeile, einen Auflösungspfeil und einen Lähmungspfeil. Er machte sich jetzt daran, Hüllen dafür zu basteln, so dass sie nicht aus Versehen zerbrechen konnten, und ich schuldete Niphredil 50 Silberstücke, wenn ich mich beteiligen wollte. Etwas besorgt spingste ich in meinen Geldbeutel: Das könnte so grade eben noch drin sein. Aber der musste dringend mal aufgestockt werden… Bei der nächstbesten Gelegenheit drückte ich Niphredil die 50 Silber in die Hand.

Abends saßen wir alle gemütlich ums Feuer und machten einen Schlachtplan für morgen. Elwedritsch hatte die grandiose Idee, Terras Rüstung am Sattel festzukleben, so dass sie nicht aus dem Sattel fallen konnte, denn wenn das geschah, hatte sie gleich verloren. Außerdem würde sie vorher meditieren, um ihren ersten Angriff besonders konzentriert durchführen zu können. Ich würde sie zusätzlich noch segnen – wenn Leomie ihr wohlgesonnen war, konnte sie ja fast nur gewinnen. Herewald hatte es im Laufe des Tages geschafft, eine Rüstung für ihr Pferd aufzutreiben, und sie bekam seine Rüstung geliehen. Nachdem das alles besprochen war, machte Terra mit ihrer Nervosität alle anderen auch noch ein bisschen verrückt, dann gingen wir schlafen, wobei wir uns noch kurz wunderten, warum Ringol noch nicht wieder aufgetaucht war, dann aber vermuteten, dass es einfach zu spät geworden war und er irgendwo in der Stadt eine Bleibe gefunden hatte. Wir würden am nächsten Morgen nach ihm suchen.